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Hört doch zu!
Mir geht es nicht um Tradition.
Hier gibt es überhaupt
keine Tradition mehr.
Hier gibt es nur noch Bruchstücke,
sinnloses Gerümpel und Asche…
Was habt ihr denn geschaffen?
Worauf sollen wir aufbauen?
Was habt ihr unserer
Generation gegeben?
Was habt ihr uns
noch übrig gelassen?
Ihr habt einfach nur alles zerstört!
Zerstört!

„Ödipus ist wie ein Labyrinth, man tritt aus ihm nur heraus, indem man wieder eintritt (oder indem man einen anderen zum Eintritt veranlasst). Ödipus als Problem oder Lösung, das sind die zwei Enden einer Binde, die die umfassende Wunschproduktion zum Stocken bringt. Man dreht die Schraubenmuttern fest, bis nichts mehr von der Produktion herausdringt außer einem Gemurmel. Das Unbewusste ist niedergewalzt, trianguliert, vor Alternativen gestellt worden, die nicht die seinen sind. Alle Ausgänge verriegelt: aus (…) !
Man hat dem Unbewussten Eltern gemacht.“

Deleuze/Guattari, ANTI-ÖDIPUS

„Die Inszenierung überzeugt auf ganzer Linie. Die Kostüme sind grandios. Die Darsteller ebenso. Und dass sämtliche Dialoge vom Band kommen, statt original gesprochen zu werden, unterstreicht die Absurdität und weist subtil darauf hin, dass auch Sprache einem Formalismus unterliegt und viele vermeintlich eigene Gedanken doch nur „Nachgeplappertes“ sind. Eine Inszenierung aus einem Guss, oder besser gesagt Aufguss, denn das minimalistische Bühnenbild entspricht dem Aufbau einer Sauna, sehr passend übrigens.“

– Alexandra Hladik, Kulturzone West

„Abgesehen vom hohen Unterhaltungswert dieser bis zur Debilität verlotterten Dschungelcamp-Gesellschaft, die mit mit penibel getaktetem Altersstarrsinn immer nur an „das Eine“ denkt, bietet das Stück einen erstaunlich präzisen Blick auf unsere libertäre Jetzt- Gesellschaft, deren schamlose „Links-Versifftheit“ ihr von ihren eigenen Kindern vor die Füße geworfen wird. Der Witz dabei ist, dass das topaktuell erscheinende Stück des Polen Slawomir Mrozek fast 60 Jahre alt ist. Zur Zeit seiner Uraufführung, war die gesellschaftliche Situation genau umgekehrt: Die „links versiffte“ Jugend rebellierte gegen die Spießigkeit ihrer Eltern. Wie der Autor die Situation vom Kopf auf die Füße stellt, ist ein intellektuelles Abenteuer, ein Glanzstück des Absurden Theaters und ein beglückend aufgekratzter Theaterabend.“

– Gabor Baksay

„Am Ende der Revolte sind alle bürgerlichen Zwänge überwunden. Es herrscht die totale Konventionslosigkeit. Wo heutzutage stolze Patrioten bereits vor gendergerechter Sprache schlottern, hat Slawomir Mrozek schon in den 60ern den wahren Albtraum aller Konservativer entworfen: Die gut behängten Hippies haben gewonnen und feiern die freie Liebe und sich selbst. Revoluzzer ist nunmehr, wer Seitenscheitel und gebügeltes Hemd trägt und einer ehrbaren Tätigkeit nachgehen möchte, wie Arthur (Julian Koechlin), der eigentlich nur Arzt werden will, dafür von seinen Eltern Struktur und Grenzen einfordert, bei seiner dauerkopulierenden Verwandtschaft aber immer nur auf taube Ohren und stöhnende Münder trifft. Da muss man sich als weißes Schaf der Familie zwangsläufig radikalisieren und der Monogamie notfalls mit Waffengewalt zu einer Renaissance verhelfen… (…) Statt in einem Familiensalon spielt diese Umsetzung gleich zwischen hölzernen Saunabänken, auf denen amorphe Nacktwesen irgendwo zwischen Seekuh und Mensch die Pimmel propellern lassen.(…) Wenn Thomas Hamm als Familienoberhaupt auf der Bühne ein Riesenglied bearbeitet, während die übrigen Darsteller mit fischmäuliger Mimik zur Synchronspur spielen, ist das grotesk abseits der Groteske. Am Ende lassen die Darsteller ihre Masken (und nur die) fallen, um sich ihren verdienten Applaus für zwei Stunden Spielerlebnis abzuholen.“

– Thomas Glörfeld, KLENKES



„In der wirklich
umgekehrten Welt
ist das Wahre
ein Moment
des Falschen“

– Guy Debord,
DIE GESELLSCHAFT DES SPEKTAKELS


Julian Koechlin:
Artur

Tina Schorcht:

Ala

Bettina Scheuritzel:
Edek

Elke Borkenstein:
Eleonore

Thomas Hamm:

Stomil

Torsten Borm/
Karl-Walter Sprungala:

Eugen

Marco Wohlwend:
Eugenia


Inszenierung:
Christian von Treskow

Bühne und Kostüme:
Sandra Linde, Dorien Thomsen

Musik/Sounddesign:
Bastian Wegner

Biomechanik/Choreographie:
Tony De Maeyer

Video:
Magnus Wabner

Licht:
Eduard Joebges

Dramaturgie:
Oliver Held

Regieassistenz:
Jannik Müller, Eva Offergeld



TANGO

von Slawomir Mrozek
Theater Aachen, 2020/21
Premiere:
20.6.2021

1h45min
keine Pause

Die letzte Vorstellung
dieser Inszenierung
fand im November 2021
statt.

Fotos: © Carl Brunn

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